Webergeschichte – Wollweber Matthias Gerling

Geschichte des Wollwebers

Es war Winter und bitterkalt. Schnee fiel in großen Mengen und die Wege waren bedeckt. Der Weber Matthias Gerling war schon einige Tage zu Fuß von Malchow, wo er seit einigen Wochen arbeitete, nach Neubrandenburg unterwegs. Er wollte seiner Familie Freude und etwas Geld zum Weihnachtsfest bescheren. Kurz vor Neubrandenburg überraschte ihn ein Schneesturm und der Weber verlor die Orientierung. Verzweifelt irrte er stundenlang durch verschneite Wälder. Hätten die Glocken von St. Marien nicht geläutet, wäre Matthias Gerling vor den Toren seiner Heimatstadt erfroren. Aber dank der unverkennbar hellen Glockenklänge der Marienkirche fand er den Weg nach Hause zurück. Seit jener Zeit wurde das Läuten der Wächterglocke von St. Marien zur abendlichen Weihnachtszeit, dank der Stiftung des Webers, zu einer Tradition.

Der Name Weberglockenmarkt leitet sich von der historischen Figur eines Wollwebers, Matthias Gerling, ab. Anfragen, ob es einen Zusammenhang mit einem Neubrandenburger Unternehmer und Ehrenbürger gibt, müssen an dieser Stelle verneint werden.

Die Große Wollweberstraße und die parallel verlaufende Kleine Wollweberstraße zählen zu den ältesten Straßenzügen in der Neubrandenburger Altstadt. Die genauen Umstände der Entstehung und Benennung sind allerdings aufgrund der lückenhaften Quellenlage zur frühen Stadtgeschichte – bei den in dieser Zeitperiode häufigen Stadtbränden wurden viele historische Archivdokumente verloren – nicht mehr nachweisbar. Ältester heute bekannter Beleg für die Verwendung von Straßennamen in Neubrandenburg ist der so genannte „Pistorius-Plan“ von 1768. Ob die Straßenbezeichnungen der beiden Neubrandenburger Wollweberstraßen also tatsächlich bis in der Frühzeit der Stadt zurückreichen, bleibt deshalb spekulativ.

Die für die Straße namensgebende mittelalterliche Berufsgruppe der Wollweber waren spezialisierte Weber, die feine gewalkte und geraute Wollgewebe, sogenannte Tuche, herstellten. Ob in diesen beiden Straßen viele Wollweber, von denen es im Mittelalter angeblich bis zu 150 in Neubrandenburg gegeben haben soll, ansässig waren, ist zwar nicht belegbar, da dazu schriftliche Quellen nicht (mehr) existieren, aufgrund der im Mittelalter verbreiteten Benennung von Straßen nach den Berufen der anliegenden Bewohner und der üblichen Gruppierung der Gewerke und Zünfte aber denkbar.